flustix-Partner
Er bezeichnet sich selbst als einen „Rebellen“: Mit seinen Wasch- und Reinigungstabs der Marke Biobaula gehört Markus Winkler zu den Pionieren in der sogenannten WPR-Industrie (Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel). Im Interview mit den flustix verrät der 44-Jährige, wie er mit den kleinen Bio-Tabs eine ökologische Revolution anzetteln will.
flustix: Sie sind dabei, mit Ihren kleinen Öko-Tabs einen Markt umzukrempeln, der von Waschmittel-Riesen dominiert wird. Ein mutiges Unterfangen. Was motiviert Sie persönlich?
Markus Winkler: „Mir ist vor einigen Jahren in Thailand am Strand eine Sprühflasche aus Plastik vor die Füße gespült worden. Das hat mich nachdenklich gemacht. Wieso schwimmt die im Meer? Warum kann man die nicht wieder auffüllen? Zurück in Deutschland bin ich durch die Drogeriemärkte gegangen und habe nach Produkten gesucht, mit denen ich so eine Flasche wieder auffüllen kann – und nichts gefunden. Also bin ich selbst tätig geworden und habe unsere Tabs entwickelt. Daraus ist Biobaula entstanden.“
flustix: Jetzt liegt ihr Waschmittel, verpackt in einem handseifengroßen Karton, ganz dezent im Drogerieregal. Daneben stehen riesige Plastikflaschen mit literweise Flüssigwaschmittel. Die Leute müssen doch denken: Beim konventionellen Produkt bekomme ich mehr fürs Geld.
Markus Winkler: „Es stimmt. Wenn wir in einen Drogeriemarkt gehen, gucken wir auf eine Wand aus Plastik und denken: das ist gut so, das macht sauber. Das ist seit 20 oder 30 Jahren so gelernt. Deshalb müssen wir den Menschen erklären: weniger ist mehr. Es ist ein immenser Aufwand, das zu kommunizieren. Aber es lohnt sich. Zum Beispiel beim Badreiniger: Du nimmst diesen kleinen Tab, der enthält kein Mikroplastik, besteht ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen, ist in einem kleinen Karton verpackt. Diesen Tab packst du in eine wiederverwertbare Flasche und hast am Ende das gleiche, aber mit viel weniger Aufwand. Der ökologische Impact ist riesig.“
flustix: Wie groß denn?
Markus Winkler: „Für den Vergleich nutze ich gern unsere Waschmittel-Tabs. Eine Palette davon wiegt 180 Kilogramm. Als Flüssigwaschmittel wären das acht Tonnen. 180 Kilogramm gegen acht Tonnen – und die werden dann durch die Gegend gefahren. Wahnsinn. Weil wir so bequem geworden sind. Davon müssen wir weg.“
flustix: Klingt schlüssig. Trotzdem besetzen Sie mit Ihren Produkten aktuell nur eine Nische. Warum setzen nicht viel mehr Menschen solche Tab-Lösungen?
Markus Winkler: „Weil wir Zeit brauchen, um wieder zu lernen, dass weniger wirklich mehr ist. Wir hatten eben schon das Beispiel unserer Waschmittel. Ein anderes Beispiel: unser Glasreiniger. In einer Packung stecken drei Tabs. Die kosten etwas mehr als fünf Euro. Klingt viel. Aber daraus werden drei Flaschen Glasreiniger. Die halten bei den meisten Leuten doch mindestens ein halbes Jahr oder auch länger. Schon ist das nicht mehr teuer. Das muss aber erstmal in die Köpfe rein. Daran arbeiten wir.“
flustix: Was spricht noch für Biobaula im Vergleich mit konventionellen Produkten?
Markus Winkler: „Unser Produktionsprozess ist gläsern, wir stellen alles in unserer Heimat Bruckmühl im schönen Oberbayern her, sogar das Papier für unsere Verpackungen kommt von hier. Die Wege müssen so kurz wie möglich sein, das ist mir ganz wichtig.“
flustix: Auf ihren Packungen findet man mehrere Siegel. Warum?
Markus Winkler: „Die Siegel bedeuten Sicherheit für unsere Kundinnen und Kunden. Was bringt es denn, wenn ich ein Produkt als plastik- oder mikroplastikfrei in einer Plastikflasche verkaufe? Für mich macht das keinen Sinn, das stößt mir auf. Wir haben uns für das flustix-Siegel entschieden. Die Produkte werden unabhängig auf Mikroplastik überprüft. Darauf können die Leute sich verlassen. Genau wie auf unser Öko-Siegel, das belegt, dass wir nur biologisch abbaubare Inhaltsstoffe verwenden.“
flustix: Wie läuft das mit den Siegeln?
Markus Winkler: „Wir lassen unsere Produkte schon in der Entwicklungsphase von den flustix-Laboren untersuchen. Konkret sieht das so aus: Proben von dem Pulver, aus dem wir später die Tabs pressen, schicken wir an flustix. Ganz am Anfang ist da schon mal was zurückgekommen – das Labor hatte Mikroplastik gefunden. Wir haben nach der Ursache geforscht und sie entdeckt: Das Laufband, mit dem das Pulver transportiert wurde, war aus Gummi, darüber sind Bestandteile in das Produkt gelangt. Also haben wir die Produktionsanlage verändert, Kunststoffteile mit Holzbeschichtungen überarbeitet. Seitdem sind unsere Tabs nachweislich mikroplastikfrei und tragen zu Recht das Siegel. Das ist uns wichtig.“
flustix: Viel Aufwand, um ein paar Nanogramm Mikroplastik aus einem Pulver zu holen, während andere gar nichts tun.
Markus Winkler: „Sie kennen doch diesen Spruch „Es ist fünf vor 12“. Ich sage immer: es ist halb eins. Wir müssen alles tun, um weitere Naturkatastrophen zu verhindern. Ich habe vier Kinder, denen will ich eine bessere Welt hinterlassen. Dafür brauchen wir mehr als nur ein paar Rebellen, die neue Wege suchen. Die großen Konzerne müssen mehr Verantwortung übernehmen – und die Politik muss klarer regulieren. Es kann nicht sein, dass Bananen in Plastik verpackt werden. Das sind Phänomene, die gehören strikt verboten. Wir brauchen auch eine neue Subventionspolitik. Unternehmer, die Ressourcen schonen, müssen gefördert werden. Damit das, was gut für unsere Natur ist, günstiger ist – und nicht teurer, wie es aktuell der Fall ist. Dann hat jeder die Chance einen Beitrag zu leisten, egal, wie gut oder schlecht er verdient.“