Die unsichtbare Gefahr: Bei jedem Waschgang gelangen Millionen Mikrofasern in die Umwelt

Die unsichtbare Gefahr: Bei jedem Waschgang gelangen Millionen Mikrofasern in die Umwelt 1920 768 flustix

Mikroplastik aus Billig-Kleidung: Die Kontamination unserer Erde beginnt in unserem Kleiderschrank. Jedes Mal, wenn wir ein T-Shirt oder eine Jeans benutzen, werden Mikrofasern freigesetzt. Vor allem beim Waschen: Durch einen normalen Waschgang gelangen bis zu neun Millionen mikroskopisch kleine Fasern in die Kläranlagen. Die Hälfte davon wird herausgefiltert – der Rest gelangt direkt in die Umwelt.

Mikrofasern? Sind denn die gefährlich? Ja, sind sie. Denn etwa drei Viertel der Fasern sind synthetisch. Bedeutet: Es sind Polyesterfasern. Mit anderen Worten: Was hier in der Umwelt landet ist das, was wir im Volksmund als Mikroplastik kennen. Eine ökologische Katastrophe.

Die weltweit operierende Changing Markets Foundation dokumentiert in ihrem bemerkenswerten Report „Fossil Fashion – die versteckte Abhängigkeit der Fast Fashion von fossilen Brennstoffen“ die zerstörerische Wucht der Synthetik-Fasern und nennt sie einen „unsichtbaren Fluch“. Auszüge:

  • „Mikrofasern sehr schwer zu erfassen. Es wird geschätzt, dass 500.000 Tonnen Mikrofasern jedes Jahr durch Waschen ins Abwasser gelangen – das entspricht 50 Milliarden Plastikflaschen.“
  • „Eine kürzlich durchgeführte Studie zur Verschmutzung durch Mikroplastik rund um den Nordpol ergab, dass mehr als 73 % der Mikrofaser Verschmutzung aus Polyesterfasern stammen.“
  • „Mikrofasern, auch solche, die ursprünglich aus Naturfasern stammen, sind bereits mit schädlichen Chemikalien wie Flammschutzmitteln und Weichmachern, von denen viele als krebserregend und endokrin wirksame Stoffe sind.“
  • „Besorgniserregend ist, dass in einer kürzlich durchgeführten Studie sogar Mikroplastik in der Plazenta von ungeborenen Babys gefunden und vorläufige Ergebnisse der The Plastic Soup Foundation zeigen, dass das Vorhandensein von Mikrofasern aus Nylon in der Lunge die Entwicklung von Teilen des Lungengewebes behindert.“

Der zunehmende Anteil an Fast Fashion verschlimmert die Entwicklung. Die Expert:innen der Changing Market Foundation warnen: „Billige Kleidungsstücke aus Plastikfasern sind viel weniger robust und bei Kleidungsstücken einiger Modemarken wurde festgestellt, dass sie sich bereits nach wenigen Wäschen auflösen.“

Die Stiftung fordert ein konsequentes Umdenken in der Textilindustrie, um Entwicklung zumindest zu bremsen. Aktuell sieht es düster aus. Expert:innen prognostizieren bis 2030 einen Produktionsanstieg von Kleidung und Schuhen um 81 Prozent auf 102 Millionen Tonnen pro Jahr. Bis 2050 könnten so mehr als 22 Millionen Tonnen Mikrofasern ins Meer gelangen. Eine unvorstellbare Menge, für die es noch nicht einmal einen geeigneten Vergleich gibt.

Was tun? 7 Tipps, wie jede:r einen Beitrag leisten kann, findet ihr hier.

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