Fast Fashion gehört zu den größten Umweltsünden der Industrienationen: Jede Sekunde wird eine Lasterladung mit Textilien in Müllverbrennungsanlagen vernichtet. Damit ist bald Schluss: Die EU verschärft die Ökoauflagen für Textilien. Ab 2030 dürfen demnach in der EU nur noch hochwertige, wiederverwertbare und unter fairen Bedingungen hergestellte Textilien verkauft werden.
Auszüge aus den neuen Anforderungen an die Produktion von Textilien:
- Die Ökodesign-Verordnung, die bisher nur für als nachhaltig ausgezeichnete Produkte gab, wird Standard für alle in der EU verkauften Textilien. Die Verordnung legt verpflichtende Mindestwerte für die Verwendung recycelter Fasern fest – und fördert damit die Kreislaufwirtschaft.
- Jedes verkaufte Kleidungsstück erhält einen digitalen Produktpass. So kann z.B. über einen QR-Code geprüft werden, wie kreislauffähig ein Shirt oder eine Jeans sind. Etikettenschwindel und Greenwashing, also falsche Öko-Deklarationen und Versprechungen, werden streng kontrolliert und geahndet.
- Die Vernichtung nicht verkaufter oder retournierter Waren wird verboten.
- Vorschriften werden innerhalb der EU vereinheitlicht, die Ausfuhr von Altkleidern und Textilabfällen ins europäische Ausland untersagt. Ausnahmen sind nur möglich, wenn die betreffenden Länder der Kommission mitteilen, dass sie diese Abfälle importieren wollen: Sie müssen dann nachweisen, dass „sie in der Lage sind, mit ihnen nachhaltig umzugehen“.
Auf die Produzenten von Billig-Mode kommen damit gewaltige Herausforderungen zu. Die Europäische Kommission schreibt dazu: „Was die Hersteller von Textilien betrifft, so werden verbindliche Anforderungen an die Produktgestaltung und verlässlichere Regelungen zur erweiterten Herstellerverantwortung dazu beitragen, die Lebensdauer von Kleidungsstücken zu verlängern.“ Anders formuliert: Das Billig-Shirt für 2,99 Euro wird es nicht mehr geben – möglicherweise auch das Ende der in Deutschland beliebten Textil-Discounter.
Warum hilft die neue Strategie der EU auch beim Kampf gegen Mikroplastik?
Dazu heißt von der Kommission: „Textilien aus synthetischen Fasern wie Polyester und Acryl sind eine der Hauptquellen der unbeabsichtigten Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt. Mikroplastik wird in verschiedenen Lebensphasen des Produkts abgegeben.“ Bereits im zweiten Halbjahr 2022 startet deshalb die Initiative zur Bekämpfung der „unbeabsichtigten Freisetzung von Mikroplastik: Dies kann die Produktgestaltung, verbesserte Herstellungsverfahren, die Vorwäsche in Fabriken, die Produktkennzeichnung und die Förderung innovativer Materialien betreffen“.
Die Maßnahmen der EU-Kommission allein werden aber nicht reichen – auch die Konsument:innen müssen lernen, nachhaltiger mit Mode umzugehen. „Wir können schon jetzt einen riesigen Beitrag leisten, indem wir einfach darauf verzichten, uns mehrfach im Jahr mit billigen Klamotten neu einzudecken und stattdessen auf hochwertigere oder auch auf gebrauchte Kleidung setzen“, sagt Xenia Kersten, flustix-Expertin für den Bereich Textilien. Ein Hersteller von nachhaltiger Kleidung ist das Berliner Unternehmen bleed, das – zertifiziert von flustix – eine plastikfreie streetware-Kollektion anbietet. Was man zuhause noch tun kann? Hier sind 7 Tipps von Expertin Xenia.