Home Compostable?

Home Compostable? 1024 415 Flustix

Kontroverse Diskussion um „Home Compostable-Auslobung“ bei To-go-Verpackungen

Die Vorstellung klingt fast zu schön, um wahr zu sein: Eine Verpackung, die nach wenigen Minuten Gebrauch einfach weggeworfen werden kann, und die sich dann in reines Wasser und frischen Sauerstoff auflöst, maximal nur noch besten Kompost hinterlässt…Vielleicht würde die Verpackung ja sogar noch ähnlich gut schmecken wie ihr Inhalt und ließe sich gleich mitverzehren? Hach, wäre das schön! Doch leider ist diese “magische Verpackung” noch Lichtjahre entfernt und nicht alle Lösungen sind so einfach, wie es teils bereits angepriesen wird – und genau das sorgt derzeit für Gesprächsstoff.

Die zunehmende Auslobung von To-go-Materialien wie Coffee-to-go-Bechern, Tellern und Bowls mit dem Label “Home Compostability” sorgt für Diskussionen. Kritiker bezweifeln, ob Endverbraucher auf Basis dieser Kennzeichnung tatsächlich die richtigen Entsorgungsentscheidungen treffen (können) – ein Problem, das die nachhaltige Kreislaufwirtschaft laut Branchenexperten erheblich beeinflussen könnte.

Der BDE (Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e.V.) nimmt den zunehmenden Trend, Take-Away-Produkte (u.a. Paper Cups) mit Heimkompostierungs-Zertifizierungen zu versehen mit Sorge wahr, denn dafür seien die Umgebungsbedingungen bei Komposten zu divers und eine tatsächliche Kompostierbarkeit dürfte nur in den seltensten Fällen gegeben sein. Sascha Roth (Bereichsleitung Biomasse BDE) stellt auf flustix-Nachfrage klar:

„Unser Verband spricht sich von jeher gegen die Sammlung von kompostierbaren Produkten und Verpackungen in der Biotonne aus. In der nachgeordneten Behandlung der Abfälle entsteht durch diese Fehlwürfe ein erheblicher Mehraufwand, sie müssen aussortiert und entsprechend entsorgt werden. Die Kompostierbarkeit ist aufgrund relativ kurzer Rottezeiten nicht gegeben, so dass die Fehlwürfe die Qualität von Komposten einschränken.“

Andererseits wurde diesen Produkten, die mit modernen wasserbasierten Dispersionen als Barriere arbeiten, unter anderem seitens der Papiertechnischen Stiftung (PTS) eine hohe Recyklingfähigkeit im Papier-Wertstoffstrom nachgewiesen. Je nach Zusammensetzung der Dispersionen und verwendeter Recyclingtechnologie betont die PTS, dass solche Beschichtungen die Recyclingfähigkeit in der Regel nicht negativ beeinflussen, da die Dispersionen keine eigenständige Kunststoffschicht bilden und im Recyclingprozess meist problemlos entfernt werden können. Dies ermöglicht eine hochwertige Wiederverwertung des Papiers. Somit gelten die To-go-Verpackungen mit wasserbasierter Dispersion im PPK-Wertstoffstrom als absolut recyclingfähig. Nach PPWR können und sollen solche Produkte auch in den PPK-Wertstoffkreislauf, dem Hauptmaterial, zurückgeführt werden. Ein Branchen-Vertreter betont gegenüber flustix:

„Faserbasierte Produkte gehören aufgrund ihrer Hauptkomponente in die Hände der PPK-Kollegen, nicht in den Bioabfall oder gar anderen unkontrollierten Umgebungen.“

Die Diskussion verdeutlicht: Transparente Kennzeichnung und realistische, für Endverbraucher nachvollziehbare, Deklarationen sind entscheidend, um Verwertungskreisläufe effektiv zu unterstützen. Jedes mit „flustix LESS PLASTICS – MIND. 99,25% PLASTICFREE“-zertifizierte/s Verpackung oder Produkt kann in dne PPK-Wertstoffkreislauf und sollte das auch am Produkt ausloben.

Praktische Schritte statt Träumereien

Wenn man es jetzt mal weiterdenkt mit praktischem Blick: Statt auf die “magische Verpackung” zu warten oder durch Verbote und Einschränkungen jahrelange Gewohnheiten von rund 200 Millionen EU-Bürgern mit der Brechstange in kürzester Zeit durchsetzen zu wollen, könnte man öffentliche Sammelsysteme erweitern – etwa durch die Trennung von wertvollen Papier-Ressourcen vom Restmüll. Selbst die Deutsche Bahn, zwar notorisch unpünktlich und oft bedingt serviceorientiert, schafft es an Bahnhöfen, die meist geduldigen Kunden zur Trennung von Papier und Restmüll zu ermutigen. Das wäre ein kleiner, aber effektiver Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Kreislaufwirtschaft und wäre zudem Teil der PPWR.

Möchten Sie mehr über die flustix-Zertifizierung erfahren? Rüsten Sie sich für kommende und bereits bestehende Regularien im Rahmen der erweiterten Hersteller-Verantwortung (EPR).

Kontaktieren Sie flustix – wir stehen Ihnen gerne zur Verfügung!

Über flustix

Die 2017 in Berlin gegründete Organisation bietet sechs unterschiedliche flustix-Siegel: Die flustix LESS PLASTICS – MIN. xx% PLASTIC-FREE-Siegel zeichnen in Zusammenarbeit mit anerkannten Prüflaboren und akkreditierten Zertifizierungsstellen das Gesamtprodukt sowie jeweils die Verpackung oder das Produkt aus. Produkte, die auf den Einsatz von Mikroplastik verzichten, werden mit dem Siegel PLASTIKFREI – Produktinhalt Mikroplastikfrei transparent gekennzeichnet. Das Siegel flustix RECYCLED – DIN geprüft zertifiziert Rezyklate, Halbzeuge und Produkte mit Rezyklat-Anteil aus u. a. Plastik, Metall & Glas. flustix RECYCLABLE kommuniziert unabhängig die Recyclingfähigkeit von Verpackungen. Die flustix-Siegel dienen als Orientierungshilfe für Verbraucher und unterstützen somit Unternehmen in einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmensstrategie und sicherer Nachhaltigkeitskommunikation.

Image Credits: Adobe Stock |579236072