Transparente Solarzellen: Rettet uns Sonnenenergie aus Fensterglas vor dem Klimakollaps?

Transparente Solarzellen: Rettet uns Sonnenenergie aus Fensterglas vor dem Klimakollaps? 1920 768 flustix

Innovationen, empfohlen von den flustix-Expert:innen

Das Erreichen der Klimaziele wird immer unwahrscheinlicher: Weil Deutschland in der Energiekrise wieder verstärkt auf fossile Energieträger setzt, wird es immer unwahrscheinlicher, dass wir die gesetzten Ziele erreichen. Eine Katastrophe, die in diesem Sommer bereits spürbar ist: Die Dürre hat unsere Flüsse ausgetrocknet, in Teilen Deutschlands brennen Wälder, Hitzerekorde bedrohen die Gesundheit von Mensch und Tier. Hoffnung kommt aus der Wissenschaft: Transparente Solarkollektoren könnten aus unseren Städten im Handumdrehen gewaltige Kraftwerke machen – die keine Energie mehr verbrauchen, sondern produzieren.

Klingt zu schön, um wahr zu sein? Nein! Das Fachmagazin „Interesting Engineering“ berichtet von wichtigen Fortschritten bei der Herstellung von transparenten Solarkollektoren. Im Klartext: Es geht um Fenster, die wie Solarzellen funktionieren und Sonnenenergie produzieren.

Die Technologie wird als „Photovoltaisches Glas“ bezeichnet. Das Material wird so hergestellt, dass es einen bestimmten Grad an Transparenz bietet. Bereits im Jahr 2014 entwickelten Forscher der Michigan State University (MSU) einen nahezu vollständig transparenten Solarkonzentrator, der fast jede Glasscheibe oder jedes Fenster in eine Photovoltaikzelle verwandeln kann. Im Jahr 2020 gelang es den US-Wissenschaftlern erstmals, eine 100-prozentige Transparenz zu erreichen.

Für die Gewinnung regenerativer Energien ist das ein wichtiges Signal. Allein in den Vereinigten Staaten wird geschätzt, dass es zwischen fünf und sieben Milliarden Quadratmetern Glasflächen gibt. Alles Flächen, die künftig als Kraftwerke genutzt werden könnten.

In Kopenhagen wird transparente Photovoltaik bereits eingesetzt

Unsere dänischen Nachbarn machen bereits praktische Erfahrung mit der Technik: Die gläserne Fassade der Copenhagen International School ist mit 12.000 transparenten Solarpaneelen gestaltet. Rund die Hälfte der Energie, die das Gebäude und die Nutzer:innen verbrauchen, wird hier gewonnen.

Auch die Michigan State University beweist, dass die Technik funktioniert: Der Strom für Beleuchtung des Atriums der Hochschule wird mit Sonnenenergie aus einem 100 Quadratmeter großen Solarglas-Panel erzeugt.

Wissenschaftler tüfteln am Wirkungsgrad

Könnte die Technologie uns also wirklich vor der Klimakatastrophe retten? Nein, jedenfalls nicht allein, schreibt Derya Özdemir, Autorin des Beitrags in „Interesting Engineering“: „Bevor die Technologie in größerem Maßstab eingesetzt werden kann, müssen die Wissenschaftler ihren Wirkungsgrad erhöhen, denn es besteht ein Kompromiss zwischen Effizienz und Transparenz. Je transparenter das Paneel ist, desto weniger effizient ist es. Deshalb ist nicht zu erwarten, dass durchsichtige Paneele die Standard-Solarpaneele, an die wir uns gewöhnt haben, übertreffen oder ersetzen werden. In jedem Fall könnte die Technologie der Menschheit helfen, schneller zu einer wirklich nachhaltigen und umweltfreundlicheren Zukunft zu gelangen.“

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