Frau beim Einkaufen mit Einkaufstüten; Fast Fashion

Mode und Plastik

Mode und Plastik 1800 1378 Stefanie Barz

Polyester als Umweltgefahr

Plastikverpackungen, Plastikspielzeug, Plastikgeschirr, Plastikmobiliar, Plastikgeräte und sogar Plastikklamotten. Überall stößt man auf Plastik. Wohin das Auge sieht – Plastik – selbst dort, wo man es nicht sieht – Mikroplastik, Flüssigplastik. Und wie steht es eigentlich genau um Plastik in Textilien?

Heute soll es um die Unterscheidbarkeit von plastikfreier und plastikhaltiger Mode gehen. Denn durch das Waschen von Polyesterfasern beispielsweise werden kleinste Plastikpartikel in unser Trinkwasser gespült. Auf unserer Haut getragen, hat Polyester täglich direkten Körperkontakt und kann auch hier durch Abrieb und Gebrauch winzige Fasern und Partikel sowie schädliche Zusatzstoffe abgeben, die langfristig Umwelt, Tier und Mensch belasten.

Plastik versteckt sich vielfältig in Mode

Wir bei Flustix fragen uns daher: Wie muss Kleidung beschaffen sein, um sich unser Siegel zu verdienen? In allererster Linie natürlich durch Verzicht auf synthetische, erdölbasierte Fasern in textilen Geweben und Gewirken. Damit fallen – Achtung! – schon über die Hälfte der angebotenen Waren durch. Denn rund 60 Prozent der Kleidung enthält jede Menge Polyester – und vermehrt sich noch. Dazu zählen auch Mischgewebe, die nur zum Teil aus natürlichen Fasern wie Baumwolle, Wolle, Seide oder Leinen bestehen. 

Diagramm über Polyester - beliebtes Material der Fast Fashion-Industrie, In Mode versteckt sich Plastik

Zunahme des globalen Faserbedarfs in Millionen Tonnen – 43,5 % der textilen Fasern werden für Kleidung verwendet. Grafik nach Textile World (2015)

 
Solche Material-Mixturen bieten attraktive Qualitätsmerkmale: Reißfestigkeit, Waschbeständigkeit und Langlebigkeit – was in Anbetracht ihrer kurzen Lebensdauer als Fast-Fashion-Items paradox zu sein scheint. Vielmehr noch verschleiern sie schlichtweg das Künstliche, das Billige. Sehr zum Nachteil ihrer möglichen Reinkarnation, denn sie sind besonders schwierig wieder aufzulösen und in biologische und/oder technische Kreisläufe zurück zu führen. Das Recycling von Kleidungsstücken aus reinen Naturfasern ist da einfacher, da diese im Gegensatz zu Plastik verrotten. Oft hakt es dabei allerdings an versteckten Stellen, wo Zutaten wie Waschetiketten und Webbänder aus Plastik gemacht sind und Polyestergarn die Schnittteile zusammen hält. Das ist in der Industrie leider weit verbreitet, ebenso aus Gründen der Haltbarkeit. Im Idealfall also würden Produzenten Nähgarne aus Baumwolle oder Ähnlichem verwenden.
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So viel Chemie steckt in Textilien

Zu den synthetischen Chemiefasern zählen neben Polyester auch Polyamid (Nylon, Perlon), Polyacryl (Orlon, Dralon), Elasthan (Lycra aus Polyurethan). Viele wissen nicht, dass Viskose, Modal und Acetat zwar chemisch hergestellt, aber aus Zellulose – genauer aus Holz – gewonnen werden. Dabei handelt es sich zwar um einen hierzulande nachwachsenden Rohstoff, der angeblich biologisch abbaubar und plastikfrei ist und mit weniger Energie- und Wasserverbrauch und ohne Pestizide auskommt; dennoch schneidet das Viskoseverfahren in der Made-By-Bilanz schlecht ab, aufgrund des großen Energieaufwands, der Verwendung von diversen Chemikalien und der bei der Herstellung entstehenden Schadstoffe Schwefelwasserstoff und Schwefelkohlenstoff.

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Plastikfreie Mode

Hierfür gibt es nachhaltigere Alternativen: Im Lyocellverfahren wird das ungiftige, organische Lösungsmittel NMNO eingesetzt und nach dem Closed Loop Prinzip in einem geschlossenen Kreislauf wiederverwendet – was deutlich umweltschonender ist. Hierbei entstehen Fasern aus nachhaltig bewirtschafteten europäischem Buchenholz oder asiatischem Eukalyptusholz.

Weitere innovative Stoffe aus natürlichen Materialien, die im Nachhaltigkeitswind an Fahrt gewinnen und vielversprechend klingen, nennen sich Bambusseide, Soja- oder Eukalyptus-Viskose und werden aus Algen oder Milchproteinen gewonnen, die zum Teil sogar gesundheitsfördernde bzw. hautfreundliche Eigenschaften mitbringen. Einige dieser Ausgangsrohstoffe sind per se umweltschonend, da sie aus Überschüssen generiert werden oder sehr schnell nachwachsen, wie der Bambus. Ein abschließendes Urteil über deren Nachhaltigskeitsniveau und Sinnhaftigkeit zu fällen obliegt jedem Einzelnen und einer guten Analyse, soweit Informationen verfügbar sind. Sie beanspruchen in jedem Fall Natürlichkeit für sich, also scheinbar auch Plastikfreiheit, und sind bei modernen grünen Modelabels beliebt.

Nach wie vor ist der Kunde nicht schlecht beraten, sich an Materialien zu halten, die hierzulande gedeihen und von Natur aus nachhaltig im Anbau und in der Gewinnung sind. Hanf zum Beispiel wächst schnell, benötigt weder Pflanzen- noch Insektenschutzmittel und kommt mit sehr wenig Wasser aus. Eine ähnlich robuste Faser gewinnt man aus den Stängeln der Flachspflanze und kennt man als Leinen. Von weiter her kommen Baumwolle und Seide, die es jeweils auch in Bioqualitäten zu kaufen gibt. Der Markt ist in Entwicklung und bietet vermehrt Neuerungen an, wenn auch leider mit parallel steigender Tendenz zum Polyestereinsatz.

Insofern ist Vorsicht geboten und lohnt es sich, bewusst und informiert einkaufen zu gehen – auch wenn das bedeutet, mal ein schönes Teil aus Plastik hängen zu lassen und auf ein noch schöneres Kleidungsstück zu warten, das uns ganz und gar plastikfrei, also rundum begeistert.

Dabei helfen wir – also Augen offen halten für die Flustix Plastikfrei-Siegel!

 

Stefanie Barz

"Es ist höchste Zeit, dass wir uns, unserer Umwelt und den Objekten, die wir gestalten, mehr Nachhaltigkeit zugestehen." - Meine freie Mitarbeit bei FLUSTIX ist eng mit meiner Tätigkeit als Produktdesignerin verwoben.

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