Möhren „trinken“ Plastik aus der Erde

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Alarmierende Forschungsergebnisse

Wissenschaftler forschen weltweit, wie sich Mikrokunststoffe auf unser Leben auswirken. Dass wir täglich beim Essen und Trinken Plastikpartikel aufnehmen, ist leider längst Gewissheit. Mit Fisch und Schalentieren, Salz oder Wasser aus Plastikflaschen werden die Partikel in den Körper geschleust. Jetzt haben Forscher in mehreren Studien nachgewiesen, dass sich Plastik auch in Obst und Gemüse anreichern kann.

Plastikaufnahme. In einer chinesisch-niederländischen Forschungsarbeit konnte nachgewiesen werden, dass Pflanzen die Plastikpartikel mit dem Wasser „trinken“ und durch das Wurzelsystem aufnehmen. Wurzelgemüse wie Radieschen, Rüben oder Möhren sind am schlimmsten betroffen. Aber die Mikrokunststoffe drangen nachweislich auch in die Wurzeln von Salat- und Weizenpflanzen ein und wurden zu den essbaren oberirdischen Pflanzenteilen transportiert.
Eine italienische Wissenschaftlerin der Universität Catania fand heraus, dass Karotten das am meisten betroffene Gemüse und Äpfel die am stärksten kontaminierten Früchte sind.

Nahrungskette. Wieviel Plastik im Erdboden und im Gemüse steckt, ist noch weitgehend unerforscht. Wissenschaftler der Universität Newcastle (Australien) schätzten im Auftrag des WWF, dass Menschen pro Woche bis zu fünf Gramm Plastik mitessen – ungefähr so viel wie eine Kreditkarte! In der Berechnung waren Fisch, Obst und Gemüse noch gar nicht mit dabei.
Biologie-Professor Matthias Rillig von der FU Berlin beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Frage, welche Auswirkungen Mikro- und Nanoplastikteilchen im Erdboden haben. Er zeigte in seinen Projekten, dass Regenwürmer und andere Bodenbewohner Mikroplastik aufnehmen. Über Vögel, die Würmer und Insekten fressen, gelangen die Plastikteilchen in den Nahrungskreislauf. Wenn Nutztiere Pflanzen mit Plastikteilen fressen, könnten die Partikel sogar in Milch und Fleisch enthalten sein.

Plastikzeitalter. Regenwürmer tragen Nanoplastik nachweislich in immer tiefere Bodenschichten. Dort bleiben die Partikel nach Expertenmeinung über hunderte Millionen Jahre bestehen! Wissenschaftler vermuten, dass spätere Generationen anhand von Boden- und Gesteinsproben Aussagen über die aktuelle „Plastik-Epoche“ treffen werden – und hoffentlich eine Wende erkennen.

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