Schluss mit Wegwerf-Mode: Wie Frankreich dem Fast-Fashion-Irrsinn begegnet

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Der Trend ist ungebrochen: Mit immer neuen Kollektionen für wenig Geld feuern internationale Billigmode-Produzenten den Kleidermarkt an. Die Folge: Textilien sind häufig von minderwertiger Qualität, kurzlebig und recyclinguntauglich. Auch die sozialen Aspekte sind verheerend: Die Näherinnen in den asiatischen Produktionsländern werden menschenunwürdig behandelt und bezahlt – was angesichts der Billigpreise für Fast Fashion hierzulande auch kein Wunder ist.

Die EU hat reagiert, verschärft die Ökoauflagen für Textilien. Auszug aus dem Brüsseler Strategie-Papier: „Bis 2030 sind die in der EU angebotenen Textilien langlebig und wiederverwertbar. Sie bestehen zu einem großen Teil aus recycelten Fasern und sind frei von gefährlichen Stoffen. Zudem werden sie unter hohen sozialen und ökologischen Standards hergestellt.“

Weitere Kerninhalte der EU-Strategie:

  • Einführung von kreislauffähigen Wertschöpfungsketten
  • Schluss mit Überproduktionen
  • Maßnahmen gegen die Freisetzung von Mikroplastik
  • Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung mit Blick auf die Abfallproduktion

Klingt gut, dauert alles aber noch: Denn nachhaltig muss unsere Kleidung ja erst 2030 sein. Da lohnt ein Blick nach Frankreich. Unser Nachbarland – keineswegs immer ein ökologisches Vorbild – ist beim Kampf gegen Fast Fashion weltweiter Vorreiter.

Frankreich nimmt Hersteller von Textilien in die Pflicht

Basis ist das französische Gesetz zur Abfallbekämpfung und Kreislaufwirtschaft. Darin gibt es ein Vernichtungsverbot für unverkaufte Konsumgüter. Seit 2022 dürfen unverkaufte Textilien nicht mehr vernichtet werden, sondern müssen gespendet oder recycelt werden. Die Umweltrichtlinie wird auch EPR-Richtlinie genannt. EPR? Darunter versteht man die Extended Producer Responsibility. Oder auch: die erweiterte Herstellerverantwortung. Damit ist der Hersteller nicht nur bis zum Verkauf, sondern über den gesamten Lebenszyklus für seine Ware verantwortlich, muss z.B. fürs Recycling zahlen.

Investigativ-Report enthüllte, wie Nike neue Sneaker einfach schreddern ließ

Für die strengen französischen Gesetze gibt es gute Gründe. Erst im vergangenen Jahr deckte Recherche-Kollektiv Flip in seiner Podcast-Serie „Sneakerjagd“ auf, dass Sportartikelhersteller Nike neue Schuhe, die als Retoure zurück an den Konzern gingen, einfach schreddern ließ. Die Geschichte lest ihr hier nochmal.

Eine NGO organisiert in Frankreich das Rücknahmesystem für Textilien

Um den Kreislauf für Textilien in Schwung zu bringen, hat Frankreich eine Nicht-Regierungsorganisation autorisiert, ein Recycling-System für Textilien zu schaffen. Refashion heißt die NGO. Bei ihr müssen sich Händler registrieren, sie finanziert sich über die Lizenzierungsabgabe. Refashion verantwortet die Sammlung und Sortierung von Textilien.

Übrigens: Auch in Schweden wird ab 2024 ein EPR-Gesetz für Textilien eingeführt. Was du hier bei uns schon heute tun kannst, um gegen den Fast-Fashion-Trend anzugehen, das liest du hier.

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